Therapie der Legasthenie
Das therapeutische Konzept des Marburger Zentrums beruht auf der Integration von Erkenntnissen der Linguistik für den Bereich des gestörten
Schriftspracherwerbs und Modellen der Kognitions- und Wahrnehmungspsychologie .
Grundlage der Intervention bildet ein lautanalytisches Rechtschreibprogramm. Das Programm wurde
bereits in den achtziger Jahren entwickelt und seither erfolgreich angewendet. Es handelt sich um eine Methode des Schriftspracherwerbs durch systematische Lautanalyse, welche die Nachteile der
üblichen wortbildorientierten Vermittlungsstrategien (Merkfähigkeit für Wortbilder) für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen in diesem Bereich ausgleicht. Vorausgesetzt ist eine differenzierte
Untersuchung des kindlichen Entwicklungsstandes. Mit einem erprobten Verfahren wird, auf Basis einer linguistischen Analyse der deutschen Orthographie und einer phonetischen Analyse der deutschen
Sprache anhand der Falschschreibungen ein detailliertes Fehlerprofil erstellt, so dass die spezifischen Schwierigkeiten, die sich beim Erwerb der Schriftsprache entwickeln, behoben werden
können. Hierbei wird nach dem persönlichen kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklungsstand eines Kindes eine individuelle
Hierarchie von Therapiezielen verfolgt. Schriftsprachrelevante perzeptive und kognitive Teilleistungen müssen schrittweise aufgebaut werden; Lern- und Problemlösestrategien,
Gedächtnis und Aufmerksamkeitstechniken sind zu effektivieren. Die Selbstwahrnehmung und das Selbstvertrauen müssen durch das häufige Erleben eigenen Lernerfolgs und durch das
Bewusstmachen hemmender Selbstkonzepte und -bewertungen korrigiert werden. Dies alles braucht Zeit. Die einseitige Ausrichtung auf aktuelle Anforderungen der Schule muss
vermieden werden, um angstinduzierte Fehlleistungen abbauen und ein positives Selbstbild, das von konkreten schulischen Leistungsrückmeldungen unabhängig ist, aufbauen zu können.
Die jeweils indizierten Behandlungsverfahren werden zu einer Kombinationstherapie zusammengestellt. Interdisziplinäre Orientierung der Therapeutinnen und Therapeuten und
Supervision im Team sind folglich selbstverständlich; Verlauf und Effekte der Behandlung werden ständig förderdiagnostisch überprüft.
Neben der Arbeit mit dem Kind bzw. dem Jugendlichen wird besonderer Wert auf die Instruktion der Eltern für die Fortsetzung des Trainings zu Hause gelegt. Ziele sind die
schnellere Automatisierung der jeweiligen Lerninhalte und -strategien, die Entlastung der Familie von ineffektivem Lernstress und von dadurch bedingten emotionalen Spannungen. Der
zeitliche Aufwand für das häusliche Training beläuft sich neben einer wöchentlichen Sitzung im Marburger Zentrum auf maximal 15 Minuten täglich. Bei 40 Therapiesitzungen pro Jahr, die
gemäß der Problemlage als Einzel- oder Zweiertherapien stattfinden, umfasst die Behandlungsdauer je nach Verlauf im Durchschnitt zwei Jahre.
Für lese-rechtschreibschwache Erwachsene bietet das Marburger Zentrum ein gesondertes Training an, welches neben den allgemeinen auch berufsspezifische schriftsprachliche Fertigkeiten berücksichtigt.
Einen Ratgeber sowie eine ausführliche Darstellung möglicher Symptome finden Sie auf unserer Downloadseite.
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